Vegetarische Diät und Mittelmeerdiät schützen das Herz unterschiedlich
Florenz – Eine ovo-lacto-vegetarische Diät und eine traditionelle mediterrane Kost haben in der vermutlich ersten randomisierten Vergleichsstudie das Körpergewicht bei Menschen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko in vergleichbarem Ausmaß gesenkt. Die Auswirkungen auf die Risikoparameter waren laut der Publikation in Circulation (2018; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.117.030088) jedoch unterschiedlich.
Die Ernährung hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit. Als besonders günstig wird die traditionelle mediterrane Kost eingestuft, die zuerst in der „Sieben-Länder-Studie“ der 1950er und 1960er Jahre mit einem geringeren Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber auch Krebserkrankungen in Verbindung gebracht wurde, was spätere Beobachtungsstudien bestätigten.
Die mediterrane Kost zeichnet sich durch einen hohen Verzehr von pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Brot, anderen Getreidearten, Bohnen, Nüsse und Samen aus. Fisch und Meeresfrüchte sind ein wichtiger Bestandteil der Hauptmahlzeiten, während rotes Fleisch und Geflügel eher selten auf den Tisch kommen. Olivenöl ist die Hauptquelle für Fette. Milchprodukte (vor allem Käse und Joghurt) werden in geringem Maße verzehrt.
Vegetarier verzichten vollkommen auf Fleisch und Wurstwaren jeglicher Art. Auch Meeresfrüchte und Fische werden als Nahrungsmittel abgelehnt. Die Mehrheit der Vegetarier verzehrt allerdings Eier und Milch (Ovo-Lacto-Vegetarier). Diese Kost, die in den westlichen Ländern in den letzten Jahren populär geworden ist, wurde zuletzt in Fallstudien und prospektiven Kohortenstudien mit einem verminderten Auftreten von kardiovaskulären und neoplastischen Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Die CARDIVEG-Studie hat erstmals die Auswirkungen beider Diäten auf kardiovaskuläre Risikoparameter einem direkten Vergleich unterzogen. An der Studie nahmen 118 gesunde Italiener im mittleren Alter von 51,1 Jahren teil, bei denen wenigstens einer der folgenden kardiovaskulären Risikofaktoren vorlag: BMI über 25 kg/m2, Taillenumfang über 88 cm (Frauen) oder 102 cm (Männer), Gesamtcholesterin über 190 mg/dl, LDL-Cholesterin über 115 mg/dl, Triglyceride über 150 mg/dl, Blutdruckwerte über 130/85 mmHg.
Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip drei Monate lang entweder einer kalorienarmen ovo-lacto-vegetarischen Kost oder einer kalorienarmen Mittelmeerdiät zugeteilt. Nach drei Monaten wechselten die Teilnehmer die Diäten.
Wie das Team um Francesco Sofi von der Universität Florenz mitteilt, nahmen die Teilnehmer unter beiden Diäten in etwa gleich stark ab. Unter der ovo-lacto-vegetarischen Diät ging das Körpergewicht im Mittel um 1,88 kg zurück, unter der mediterranen Diät nahmen die Teilnehmer im Mittel 1,77 kg ab. Auch hinsichtlich Body-Mass-Index und Fettmasse waren die Ergebnisse ähnlich.
Bei den Laborparametern gab es jedoch größere Unterschiede. Unter der ovo-lacto-vegetarischen Diät kam es zu einem stärkeren Abfall von LDL-Cholesterins (Differenz 9,10 mg/dl), während sich unter der mediterranen Diät eher die Triglyzeride (Differenz 12,70 mg/dl) besserten.
Hinsichtlich der oxidativen Stressmarker und der inflammatorischen Zytokine, deren Bedeutung für das kardiovaskuläre Risiko weniger gesichert ist, gab es kaum Unterschiede mit Ausnahme von Interleukin-17, das sich nur unter der mediterranen Diät verbesserte.
Unter dem Strich sind beide Diäten gleich gesund, meint Sofia. Eine kalorienarme lakto-ovo-vegetarische Ernährung könne vermutlich genauso kardiovaskulären Erkrankungen vorbeugen wie eine kalorienarme mediterrane Diät. Dem stimmt auch Cheryl Anderson von der Universität von Kalifornien in San Diego zu. Die Editorialistin weist auf die großen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Diäten hin. Beide würden einem gesunden Ernährungsmuster folgen mit einer hohen Zufuhr von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen. Beide Diäten seien in der Zusammensetzung vielfältig, sie seien reich an gesunden Nährstoffen und sie würden die Energieaufnahme aus gesättigten Fetten begrenzen. © rme/aerzteblatt.de